Mit Wolfgang Rihm beginnt die Serie "Premiere" des SWR-Labels faszination musik, die Einspielungen
von Kompositionsaufträgen des Südwestrundfunks an zeitgenössische Komponisten präsentiert.
Erstmalig erscheint "Morphonie" für Orchester mit Streichquartett auf CD - das Werk, mit dem sich
der 22-jährige Wolfgang Rihm während des Avantgardefestivals in Donaueschingen am 6.9.1974 der
internationalen Kritik stellte. Neben "Morphonie" beinhaltet die CD Aufnahmen der
"Klangbeschreibungen I-III" aus dem Jahre 1987, die ebenfalls während der Donaueschinger Musiktage
uraufgeführt und mit dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg eingespielt wurden.
So entsteht ein kompaktes Porträt des wohl profiliertesten deutschen Komponisten der mittleren
Generation.
"Morphonie" ist voll von jugendlichem, gärendem und brodelndem Ungestüm und spiegelt die Haltung des
jungen Rihm wider: Er lehnte die hedonistischen Simplizitäten einer "neuen Einfachheit" ab und
vertrat energisch den Anspruch auf ein Mit- und Ineinander von Emotion und Komplexität und
schonungslosen Ausdruckswillen.
Aus der "vegetativen Arbeitsweise" (Rihm) entwickelte sich ein Umgang mit dem Klangmaterial, der an
die Arbeit eines Bildhauers erinnert: eine fast körperlich erlebbare Herausmodellierung von
Klangkonturen und Klangmassen, ein taktiler und haptischer Grundcharakter von Musik, den Rihm oft
und gern mit dem Wort "Klanghaptik" umreißt.
In "Klangbeschreibung" verknappt sich das, was einmal überbordende Klangrede war, zum Kürzel, zum
Klangzeichen, zur Chiffre, ohne dass das Werk an Wucht und Eindringlichkeit einbüßt.